Experimente

Ein Dilemma bei der Kornkreisforschung ist, dass es nach nunmehr fast 20 Jahren intensiver Untersuchung noch immer keinen absolut schlüssigen Test gibt, um echte und gefälschte Kreise auseinanderzuhalten. Ein Grund dafür ist auch, dass fast jede neue Kreiserscheinung sofort von den Kreistouristen begutachtet wird. Viele der Kreisbesucher trampeln dabei achtlos geradewegs durch das Feld, auf dem jeweils kürzesten Weg zu der Formation, ohne den Traktorspuren zu folgen. Die dabei entstehenden Pflanzenschäden verärgern nicht nur die Farmer, deren Felder zertreten werden, sondern ebenso die Forscher, die den Ärger der Landwirte zu spüren bekommen. Andererseits werden aber auch möglicherweise wichtige Details zerstört, und ein Nachweis über die Echtheit des Kreises erschwert. Auch hochkomplexe Grundformen der Kornkreise werden von manchen Forschern schon als Fälschung deklariert, sowie nur einige Spuren menschlichen Eindringens in die Formation sichtbar sind.
Da aber viele der Formationen von Straßen oder Hügeln aus einsehbar sind, ist es nur logisch, dass diese von unachtsamen Kreisenthusiasten schon betreten werden, noch während die Forscher um Genehmigung bitten, die Formation untersuchen zu dürfen, oder bevor sie überhaupt Kenntnis von ihr bekommen. Es gibt nur wenige Erscheinungen, die unzweifelhaft und übereinstimmend als echt oder falsch klassifiziert wurden. Darunter fallen manche Erscheinungen, die sich nach Augenzeugenberichten einfach so, aus der Luft gebildet haben. Ebenso natürlich die Kreislegungen vor laufenden Kameras, um Techniken der Fälschergruppen zu demonstrieren. Wenn aber viele Forscher den einen oder anderen Kreis als Fälschung bestimmen, dann muss es auch ein echtes Phänomen geben. Und in der Tat sprechen sogar die selbsternannten Fälschergruppen von einem echten Phänomen, welches hinter der ganzen Sache steht und das sie imitieren. Aber was ist eigentlich eine Fälschung? Der Nachweis darüber fällt sehr schwer.
Nicht als eigentliche Fälschung gelten experimentelle Kreislegungen, die den Versuch unternehmen, einen Kontakt mit den Kreismachern herzustellen. So legen zum Beispiel alljährlich zwei deutsche Forscher, Joachim Koch und Hans-Jürgen Kyborg, mit Genehmigung des jeweiligen Landwirtes Formationen in Getreidefelder. Sie versuchen dabei, die aufgetauchten Kreiserscheinungen bewußt und öffentlich zu imitieren, um damit den Kreismachern eine Antwort zu schicken. Und dennoch gibt es viele, die auch solche Formationen als Fälschung bezeichnen. Andere wiederum behaupten, es könnte doch einen Zusammenhang geben mit den so erstellten Figurationen und dann auftauchenden neuen, die dem echten Phänomen zugeordnet werden. So gesehen wären menschengemachte, experimentelle Formationen keine Fälschungen im eigentlichen Sinne; sie würden vielmehr zu einer Art Hilfestellung und Erweiterung des echten Phänomens und wären daher ein grundlegender Teil des ganzen. Aber auch das weiß bislang keiner genau zu sagen und es fällt ebenso wie viele andere Aspekte in das Reich der Theorie. Die Forscher jedenfalls sind sich nicht einig darüber, wie man eine Fälschung vom Original unterscheiden soll.

Bei vielen der Formationen sieht man auf den ersten Blick schon, dass sie nichts gemein haben mit den filigran ausgearbeiteten Mustern, die das Phänomen hervorzubringen in der Lage ist. Wenig exakt bildet sich dabei oft die äußere Grundform, ganz abgesehen von dem inneren Bodenmuster, und es ist wohl offensichtlich, wer Urheber solcher Formationen ist. Andererseits gibt es wirre Formationen, deren geometrische Grundordnung kaum klassifizierbar erscheint, die aber am Boden erstaunlich fein ausgearbeitet sind. Auch hier teilt sich die Forscherriege – manche halten nur diejenigen Kornkreise für echt, von denen mysteriöse Begleitumstände, wie Lichterscheinungen, UFO-Sichtungen, Versagen technischer Geräte etc. gemeldet werden, oder jene die merkwürdige Energieschwingungen aufweisen. Diese Energieschwingungen werden mittels Wünschelruten oder Pendeln aufgenommen, aber – wie schon erwähnt – das ist eine Kunst, die nicht jedem zugänglich ist und die daher (noch) nicht als wissenschaftlicher Beweis gelten kann.
Die statistische Wahrheit ist jedenfalls, dass in jeder Saison von allen Sichtungen durchschnittlich nur etwa 3% einhellig als eindeutige Fälschung angesehen werden. Das allerdings bedeutet nicht, dass in der Tat nur 3% Fälschungen sind, aber es läßt eine große Menge an unerklärten oder bislang unerklärbaren Formationen zurück. Selbst alle Formationen, die von unterschiedlichen Forschern als Fälschung deklariert werden, machen nur etwa 10% eines Jahres aus. Zählt man die Ereignisse der letzten etwa 20 Jahre an Kreissichtungen allein in England zusammen, so kommt man in etwa auf einen Durchschnittswert von 300 Sichtungen pro Jahr. Das bedeutet, dass es jährlich mehr als 250 unerklärte Formationen gibt. Und wieder die Frage, von wem?

Diese Frage bekommt umso mehr Gewicht, nachdem neben dem Kreiswettbewerb von 1992 noch weitere Versuche unternommen wurden, Kornkreise zu legen. Dabei stellte sich heraus, dass selbst komplizierte Formationen von geschickten Fälscherteams nachgebaut werden konnten – allerdings nur, was die geometrische Grundform anlangt. Die inneren Bodenstrukturen waren jeweils schlecht und wirr ausgebildet, und standen in keinem Vergleich zu den als echt klassifizierten Kreisen. Abgesehen davon verliefen die meisten Versuche dieser Art unter wenig zielgerechten Bedingungen, also bei Tageslicht und mit der Erlaubnis des jeweiligen Grundbesitzers. Kein Grund also, sich zu beeilen, um unentdeckt zu bleiben, und dennoch brauchten die Fälscher ca. 3 Minuten für jeden Einzelkreis. Eine Formation wie die Windmühle von 1996 bleibt damit unerklärt und nicht nachbaubar, bedenkt man die kurze Zeitspanne an Dunkelheit in einer Hochsommernacht. Abgesehen davon waren die jeweiligen Kreise, nachgestellt mittels eines Seiles, das als Zirkel fungierte, weitgehend auch kreisrund. Da aber ein Merkmal der Kornkreise ist, dass sie gerade nicht exakt kreisrund, sondern eher elliptisch-oval sind, sowie dass der Beginn der Kreiswindungen nicht(!) im geometrischen Zentrum der eigentlichen Formation zu finden ist, können Theorien, die das ganze Phänomen einem menschlichen Schabernack zuordnen, bei weitem nicht jeden Aspekt des Phänomens erklären.

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nicht physikalisch

Wer sich mit den Kornkreisen auseinandersetzt, kann den möglichen interaktiven Aspekt zwischen menschlichen Gedanken und den Kornkreisen selbst nicht außer acht lassen. Es gibt eine Vielzahl von Kreiserscheinungen, die auf solche Gedanken zu reagieren scheinen. Als die Kreise Mitte der achtziger Jahre Ringe ausbildeten, sagte Busty Taylor eines Tages, als er mit einem Forscherkollegen über eine Quincunx-Formation flog: Was uns jetzt noch fehlt, ist eine Mischung aus beidem, Quincunx und Ring. Kurz darauf überflogen sie eine bis dahin nicht gemeldete Formation bei Charity Downs, das erste Keltische Kreuz. Der deutsche Kornkreisforscher und UFO-Anhänger Michael Hesemann behauptet sich eines Tages im Sommer 1991 einen sechszackigen Stern im Getreide gewünscht zu haben. Tags darauf lag ein solches Design in einem Feld bei Cheesefoot Head. Eine Forschergruppe versuchte Ende Juli 1992 sich meditativ auf ein gleichseitiges Dreieck, bestehend aus Kreisen und Streben, zu konzentrieren. Am 24. Juli erschien ein solches Design erstmals bei Oliver‘s Castle. Solche Berichte sind auf ihren Wahrheitsgehalt hin kaum zu überprüfen, man muss sich zusehr auf die Aussagen der betroffenen Personen verlassen. Und doch gibt es auch faszinierende Aspekte dabei, und all diese Formationen als Fälschungen abzutun, erscheint vielen zu einfach. In diesen Bereich fallen auch zwei Formationen, die sich unweit von Stratford-on-Avon manifestierten. Dort findet alljährlich ein Open-Air-Festival mit wechselnden Rock- und Pop-Bands statt. 1995 tauchte dort das Logo einer teilnehmenden Band auf. Sowohl der Manager der Band, als auch die Bandmitglieder selbst beschwören, keinen PR-Gag gestartet zu haben. Das gleiche Szenario ereignete sich 1997, als am 16. Juli wiederum das Logo einer auf dem Festival spielenden Band im Getreide erschien. Die Art, wie die Ähren am Boden niedergepreßt waren, wurde von den Forschern als echt eingestuft. Auch hier fand sich kein Urheber für diesen PR-Gag und viele werten es als Beispiel für die Interaktive Synchronizität des Phänomens.

Einige der Kornkreise – so behaupten zumindest manche Forscher – sind von medial veranlagten Sehern vorhergesagt worden. Und das nicht nur was ihre Erscheinungsform, sondern auch den -ort anlangt. Inwieweit das allerdings eine geschickte und zugleich medienwirksame Bestätigung eigener Herkunftstheorien ist, sei dahingestellt.

Einerseits kann das natürlich ein kalkuliertes Spiel mit den Anhängern und Enthusiasten der Kreise sein, durch das deren Glaube an überirdische Botschaften genährt werden soll. Andererseits gibt es nicht wenige, die solche Behauptungen für absolut glaubwürdig halten. Wie es überhaupt auch eine Fraktion von Anhängern der Kreisszene gibt, die davon überzeugt sind, dass die Kreise zwar menschengemacht, aber deshalb keineswegs Fälschungen sind. Es sei ein innerer Zwang der Fälscher, gerade diese Formen ins Feld zu legen. Warum? Darüber schweigen sich die Befürworter solcher Theorien aus. Möglicherweise aber ist es doch wieder eine zumindest überirdische Macht, die mittels Telepathie den irdischen Kreismachern die Designs vorgibt und ihnen gleichsam das Geschick und die Motivation für solch ein Vorhaben zukommen läßt. Wenn auch abenteuerlich, so gibt es doch viele Forscher, die sich mit solchen Gedanken auseinandersetzen …

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Landschaftskunst

in Arbeit


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Einfach nur Fälscher

Seit Doug und Dave 1991 erstmals die Kreise für sich beanspruchten, krochen mit den Jahren immer mehr selbsternannte Fälscherteams aus den Büschen. Dabei gab es die Wessex Skeptics ebenso, wie das Einmann-Team von Jim Schnabel. Das heute bekannteste unter ihnen ist Team Satan um Rod Dickinson. Dickinson und sein Mitstreiter John Lundberg behaupten seit einigen Jahren, sie legten eine Vielzahl der Kreise und Pictogramme in die Felder um Wiltshire. Einen genauen Nachweis ihrer Arbeit liefern sie freilich nicht, sie spielen mit dem Glauben der Anhänger und den Ergebnissen der Forscher und profitieren ebenfalls von deren Zerstrittenheit. Viele der größten und erstaunlichsten Erscheinungen zählen sie zu ihren Werken, zu denen z.b. die Schneeflocken des Jahres 1997 gehören und auch die Formationen von Stonehenge und Windmill Hill aus dem Jahr davor.
Die Theorie der selbsternannten Fälscher, die somit die ganzen Kornkreise einem von Menschen gemachten Scherz zugrunde legen, weist allerdings auch einige bedeutende Ungereimtheiten auf. Dickinson selbst anerkennt gewisse paranormale Phänomene. So spricht er selbst von Zeitverschiebungen, Lichterscheinungen und sogar Spontanheilungen in seinen Kreisen. Wie diese zustande kommen könnten, darüber schweigt er sich freilich aus. Fraglich bleibt, ob das ein Teil seiner Kunst ist, in der er behauptet, er wolle nur die UFO-Gläubigkeit der Menschen darstellen und den Mythos-Glauben anheizen, den er als das eigentliche Phänomen ansieht: Die Tendenz der Menschen nämlich, an übersinnliches oder in unserem Jahrhundert sogar verstärkt an Außerirdische zu glauben. Er betont, nicht mit den Hoffnungen und Wünschen der Anhängerschaften zu spielen oder sich gar lustig zu machen, vielmehr wolle er den Menschen geben, wonach sie verlangen. Die paranormalen Nebenerscheinungen seien auch für ihn ein nicht erklärbarer Nebeneffekt. Der messiasgleiche Unsinn wird auf die Spitze getrieben mit der Behauptung, das Team Satan habe gelegentliche Eingebungen, dieses oder jenes Design anzulegen. Die circlemakers, wie sich Dickinson und co. bisweilen auch nennen, seien zu den Kreisen wie die Jungfrau zum Kinde gekommen. Unwissend und nur mit dem Antrieb, irgend etwas zu machen. Die Kreisforschung hat mit den Jahren festgestellt, dass viele der Pictogramme einer heiligen oder auch euklidischen Geometrie folgen, einem uralten mathematischen System, das Dickinson vorher nicht gekannt hatte. Er sei selbst erstaunt, was seine Kreisformen alles beinhalten. Er habe einfach begonnen, Kreise zu legen ohne das angeblich zugrundeliegende System zu kennen. Auch heute noch habe er den Drang einer inneren Stimme, nun gerade bestimmte Formen zu legen. Wer spricht mit dieser Stimme? Er weiß es nicht, er hört sie nur und folgt ihr…
Allerdings gab es auch enorme Anstrengungen des Team Satan, Kreise zu legen und diese somit zu entmystifizieren. In Neuseeland haben the circlemakers ein aufwendiges Fraktal in ein Feld gelegt, um zu beweisen, dass sie tatsächlich die Urheberschaft vieler Kreise haben. Allerdings: Warum in Neuseeland? Warum fernab von den Forschern, die sich von der Beschaffenheit des Bodenmusters hätten überzeugen können. Aus der Luft betrachtet ist das Pictogramm relativ gut gelungen, warum aber gibt es keinerlei Boden- bzw. Nahaufnahmen. Das Pictogramm selbst wurde sofort wieder abgeerntet.

Andererseits haben Dickinson und sein Team 1998 bei Milk-Hill ein ebenfalls aufwendiges Design in ein Feld gelegt, um die Öffentlichkeit von der menschlichen Komponente des Phänomens zu überzeugen und dann die Forscher in die Falle gehen zu lassen, in der Hoffnung, sie würden diesen neuen Kreis als echt und unmöglich menschengemacht deklarieren. Aber auch hier: als der Kreis heimlich mit Beteiligung einer großen TV-Anstalt gelegt wurde, waren die Forscher nahezu allesamt auf einem Kongreß im ca. 80 Kilometer entfernten Glastonbury. Keiner konnte sich also von der Bodenbeschaffenheit überzeugen. Als die Forscher dann am Nachmittag eintrafen, war das Getreide auch schon stark zertrampelt von den vielen Neugierigen, die die neue Formation am Vormittag besucht hatten. Als einige Forscher sagten, es sei ein großer Aufwand gewesen, aber die Lage der Ähren habe nichts gemein mit der Präzision des echten Phänomens, war die Antwort von Dickinson nicht etwa, dass es ja von den vielen Schaulustigen zertsört wurde. Nein, die erstaunliche Antwort war jetzt, es sei von Beginn an als fake konzipiert gewesen…
Weiterhin ist erstaunlich, dass Team Satan im Jahr 1998 von Mitsubishi beauftragt wurde, als Werbegag den neuen Mistubishi Space Star in das bekannte East Field von Alton Barnes zu legen, ein Auftrag, der bereitwillig angenommen wurde. Mitsubishi aber wollte nur ein Rad ins Feld gelegt haben und den Rest am Computer nachzeichnen. Team Satan, überzeugt von seinem Können, bestand aber darauf, das ganze Auto ins Feld zu legen. Man gab das OK und die circlemakers begannen mit ihrer Arbeit. Sie brauchten für das gesamte Auto-Design zwölf Stunden. Bei Tag!

Auf ihrer homepage begründen sie, warum es so lange gedauert habe. Natürlich ist es fatal, wenn man für Mitsubishi eine Werbeaktion starten möchte und beispielsweise die Konturen eines BMW dabei herauskommen. Aber the circlemakers wollen uns glauben machen, dass die Kontur eines Autos weitaus komplizierter sei, als die siebenzackige Schneeflocke von Tawesmead Copse 1998, die gleichsam wohl im Schlaf und bei Nacht erstellt werden könne …

Sicherlich haben talentierte Fälscherteams in den letzten Jahren eine Menge an Kornkreisen erstellt. Ein allgemeines Fälscherphänomen läßt sich dadurch jedoch nicht ablesen. Ungeklärt bleiben weiterhin paranormale Lichterscheinungen oder Augenzeugenberichte, die bei der Entstehung von Kornkreisen dabei waren – wobei es sich nicht nur um Einzelkreise handelte, sondern ebenso um Pictogrammformen. Auch bleiben die Ereignisse der frühen Jahre, der Prä-Doug-und-Dave-Phase und deren angeblichem Beginn um 1978 unerklärt. Gleiches gilt für die unabhängigen Untersuchungsergebnisse des Biologen Dr. Levengood, der molekulare Veränderungen in der Zellstruktur vieler Kornkreishalme feststellte. Diese Veränderungen konnten nicht durch Plattwalzen des Getreides nachgestellt werden, sondern sind eher auf eine Art Mikrowelleneinstrahlung zurückzuführen. Jedenfalls nicht von Dickinson und Konsorten reproduzierbar.

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